Styrkeprøven 2019 (540 km/3600 hm)

Donnerstag 20.06.2019 

5.45Uhr

Der Wecker klingelt und das Abenteuer Styrkeprøven „Die Kraftprobe“ 2019 beginnt. Vorsichtiger Blick aus dem Bus, was das Wetter macht, da es die Nacht über ordentlich geregnet hat. Der Wettergott hat uns lieb, zu diesem Zeitpunkt zumindest, und der Regen hat aufgehört.

Freddy und Paul trauen sich auch langsam aus ihren Zelten und sind ebenfalls froh und glücklich, dass es von oben her trocken ist.

Jeder fummelt die letzten Handgriffe an seinem Equipment rum, das am Vorabend schon fast komplett fertig gerichtet wurde. Blick auf die Uhr – 6.20Uhr, langsam mal sputen, die Bikes müssen/sollen um 7Uhram Bahnhof Oslo verladen werden.

Verabschiedung von Judith und Tina und schon schwingen wir uns auf die Räder runter nach Oslo…

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7.00Uhr

Räder werden im Truck verladen und wir gammeln in der Bahnhofshalle ab und warten auf den Zug, der uns hoch nach Trondheim bringt.

Im Zug wurde ein ganzer Waggon für die „Trondheim-Oslo-Kämpfer“ reserviert. Leichte Nervosität liegt in der Luft und in einigen Gesichtern ist abzulesen „Auf was habe ich mich nur eingelassen“….

15.30Uhr

Nach ca. 8Stunden sind wir in Trondheim gelangweilt, träge und leicht platt angekommen. So ne Zugfahrt kann auch schlauchen….

17.30Uhr

Nachdem wir die Zimmer bezogen  und uns eine ordentliche Pizza und Burger gegönnt hatten, die Tanks müssen ja gefüllt werden, konnten wir die Bikes abholen und auf die Zimmer bringen.

22.00Uhr

Bettruhe… Schlaf könnte für den kommenden Tag extrem von Vorteil sein.

Freitag 21.06.2019

9.00Uhr

Aufstehen, Morgenroutine und mit den Boys ab in den Frühstücksraum…

Was uns dort erwartete, damit hatte keiner gerechnet… FRÜHSTÜCKS-BUFFET Deluxe.

Das Frühstück lies keine Wünsche offen, leider wurde das Buffet jedoch schon um 10 Uhr wieder geschlossen, schlechtes Zeit-Management von uns 🙂

Wieder aufs Zimmer und die Bikes mit Satteltaschen, Beleuchtung usw. bestücken und allgemein für den großen Ritt richten.

13.00Uhr

Abholen der Startunterlagen und Startnummer. Lustiges Treiben und unterschiedlichste Typen gesehen im Expo-Bereich. Vom 60 Mann Team, mit mega Bike, gleicher Sonnenbrille, Klamotten und Schuhen, bis hin zum absoluten Einzelkämpfer mit Stahlrahmen mit Rahmenschaltung war alles vertreten inkl. gegenseitigem Begutachten und Belauern …

Der Nachmittag wurde viel auf dem Zimmer verbracht, hauptsächlich in der horizontalen Position um die Beine zu schonen und zu entspannen…

Dabei wurde die IP-Adresse von Pauls Handy von wetter-online gesperrt, wegen zu häufigen Zugriffs auf den „Regenradar“, um die Regenwolken um Trondheim zu checken.

18.00Uhr

Abendessen in der Pizzeria um die Ecke und ein letztes Mal die Kohlenhydratspeicher füllen. Zurück aufs Zimmer, um die letzten Handgriffe zu erledigen, denn langsam geht es auf 21.42Uhr zu. 

Paul hat wieder Zugriff auf wetter-online und wir besprechen die Klamottenauswahl. Wir werden wohl doch mit Regen und Kälte auf dem ersten Drittel rechnen müssen…

21.15Uhr

Check Out und langsam rollen wir mit Gepäck Richtung Startbereich in Trondheim. Dort angekommen wird das Gepäck wieder auf die Trucks verladen, ein letztes Gruppenfoto geschossen kurz durch die Reihen geschaut und in Richtung Startblock aufgebrochen.

21.42Uhr

Ein Sprecher zählt den Countdown runter, kurzes Abklatschen in der Crew und schon ertönt das „GO“ für Styrkeprøven 2019….

Gemächlich rollen wir raus aus Trondheim und finden in unserem 60Mann Startblock guten Anschluss an eine weitere 7 Mann-Gruppe namens „Proleten auf Raketen“, die vorne ein gutes Tempo anschlagen…

Nach ca. 15Minuten holen wir eine Gruppe norwegischer Soldaten ein, die auf Ein-Gang-Stahlrädern ohne Luxus unterwegs sind, RESPEKT…

Weitere 15Minuten später hat uns der Wettergott nicht mehr so lieb und es fängt zu regnen an. Die Gruppe ist sich schnell einig, es wird auf Regenkleidung gewechselt.

Dieses für Radfahrer unvorteilhafte Wetter soll uns nun die nächsten gut 4Stunden so begleiten. Der Regen wird mal mehr, mal weniger und hinzu kommen fallende Temperaturen bis -1°C.
Die „Nacht“ fahren wir also bei Regen mit -1°C bis max. 4°C durch…

Wobei man von Nacht nicht sprechen kann, da es durch den Midsommer nicht wirklich dunkel wird…

Mit der gut funktionierenden Gruppe rollen wir so dahin bis Km 60 zur ersten Verpflegung…

Paul gönnt sich nen heißen Kaffee, kurz etwas essen, Handschuhe an und weiter gehts…

Zum Glück steigt die Strecke in diesem Abschnitt größtenteils und uns wird bisschen warm durchs treten..

Km106 – nächste Verpflegung, ein Autorasthof auf ca.500Hm, noch nie soviel zitternde Menschen gesehen, und teilweise leichte Verzweiflung in den Gesichtern , da es noch auf ca 1000Hm hoch geht. Dort haben wir ein wenig Zeit verbracht, um uns ordentlich aufzuwärmen und trocknen, da es die nächsten Stunden nicht besser wird mit dem Wetter, Paul gönnt sich noch eine schicke norwegische Wintermütze und weiter ging es Richtung Dorefjell, der höchste Punkt auf 1000Hm, bergauf… keine große Steigung aber kontinuierlich über etliche Kilometer immer bergauf…In der Ferne ist der immer heller werdende Himmel ohne Regen zu erkennen und wir sehnen dem Sonnenaufgang um angesagt 3.20Uhr entgegen… Auf dem Hochplateau angekommen hat der Regen aufgehört, aber uns empfängt nun starker Gegenwind, den es ca 20Km zu bekämpfen gilt… Wir fahren auf ein reines Frauenteam „Girl-Power“ auf, das versucht einen belgischen Kreisel auf die Straße zu zaubern, was auf uns und andere Teilnehmer eher einschläfernd wirkt und wir fast von den Rädern fallen. Zum Glück geht es nicht nur uns so und eine Gruppe bildet sich und zieht an den Girls vorbei… Nach einer kurzen, schnellen Abfahrt rollen wir in die Verpflegung bei Km196, ein Zelt mit starkem Heizstrahler und heiß begehrten Plätzen um dieses Teil.

Dort wurden Socken und Schuhe getrocknet und die zusätzlich halbgefrorenen Füße wieder aufgetaut…Ab diesem Zeitpunkt war es erstmal vorbei mit funktionierenden Gruppen und wir waren größtenteils alleine unterwegs, Mitstreiter auf die wir auffuhren waren deutlich langsamer unterwegs und die hatten wir dann teilweise im Schlepptau…so verstrich Km um Km durch wirklich herrliche und atemberaubende Landschaften vorbei an Lillehammer usw. , Kamerakind Freddy hielt diese Eindrücke sehr gekonnt vom Rad aus mit seinem Handy fest und schoß zahlreiche Bilder und Videos…mittlerweile kam auch die Sonne raus und es wurde recht warm…ab Km300 ca. betrat so jeder Neuland auf dem Bike und keiner wusste, was so passieren wird… haben dann auch die „Proleten auf Raketen“ wieder aufgefahren und sind gemeinsam Richtung Oslo gerollt… schon krass wenn der Garmin die 400…500 usw. anzeigt…Die Stimmung in der Truppe war eigentlich konstant gut und wir hatten unseren Spaß bei der Sache… Weiterhin an jeder Verpflegung raus, Flaschen füllen Sandwich mit Schinken und Käse essen, was ich jetzt nimmer sehen kann, und weiter treten…treten…treten…Nur noch 100Km bekommt bei so einer Ausfahrt eine ganz andere Bedeutung … aber so spulten wir die Km langsam runter…Vor Oslo wurden wir auf die Autobahn geleitet, an der extra eine Spur für uns komplett gesperrt wurde… noch „kurz“ durchs langweilige Industriegebiet von Oslo rollen und Anflug auf die „Vallhall“ nehmen, wo uns Judith und Tina erwarteten…

Samstag 22.06.2019

ca. 20.00Uhr

Glücklich, zufrieden, stolz, platt, müde, erschöpft, beeindruckt usw. rollen wir in Oslo nach 540Km und 3600Hm über die Ziellinie. 22Stunden und 13Minuten im Sattel quer durch Norwegen…Tina und Judith jubeln und feiern uns im Zielkanal und wir 3 fallen uns erschöpft in die Arme…

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„Die Kraftprobe“ ist bestanden!!

Judith kämpfte sich von Lillehammer über 200Km und ca 1400Hm wacker und sehr zügig in 6Stunden 11 Minuten nach Oslo. Leider hatte Tina weniger Glück, wurde nach 10km vom Rad geholt und musste nach Lillehammer ins Krankenhaus gebracht werden…

Fazit:

Krasses Abenteuer und unbeschreiblicher Ritt durch Norwegen mit 2 starken Begleitern und 2 mega  Supportern in Oslo…

Es ist unglaublich, zu was man fähig ist und welche Leistungen man abrufen kann.

Fast alle gesund und munter in Oslo wieder angekommen…

Gute Besserung Tina und eine schnelle Genesung deiner Schulter.

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540Km 3600Hm

22:13:xx Stunden mit dem Bike unterwegs

18:xx:xx Stunden reine Fahrtzeit

Temperaturen von -1°C bis 25°C

halbgefrorene Füße bis Sonnenbrand im Gesicht

4-5Stunden Dauerregen, purer Sonnenschein

Wind von allen Seiten

etliche Radflaschen geleert und zahlreiche CliffBars und Schinken/Käse-Sandwiches verdrückt

0 Pannen und Ausfälle

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